Räuber von Vieting

Es ist schon lange her, da lebte bei der Stadt Parchim im finsteren Wald eine Räuberbande. Ihr Hauptmann hieß Vieting. Die Bande versteckte sich auf dem Sonnenberg, wo sie ihre Höhle hatte. Niemand konnte sie dort finden.
Alle, die durch den Wald gingen, wurden überfallen und ausgeraubt. Dazu hatten die Räuber eine Schnur über den Weg gelegt und unter Moos versteckt. Am Ende der Schnur war ein Glöckchen befestigt. Ging oder fuhr jemand den Weg entlang, dann klingelte in der Räuberhöhle das Glöckchen. Die Bande lief dann mit Pistolen und Messern zum Weg und raubte Essen, Geld und Schmuck.
Die Menschen wussten sich nicht dagegen zu helfen. Eines Tages kam ein Mädchen namens Hanna des Weges. Die Räuber entführten es in ihre Höhle. Dort sollte das Kind für die Räuber kochen und ihre Sachen nähen. Doch als die Räuber nichts mehr zu essen hatten, schlug das Mädchen vor, für sie in der Stadt einkaufen zu gehen. „Bring mir ein paar Schweineschnitzel mit!“ forderte einer. „Vergiss nicht den Wein für mich!“ sagte ein anderer. Der Bösewicht Vieting rief: „Und dann noch Erbsen für eine tolle Suppe!“
Hanna musste versprechen, zurückzukommen, und keinem Menschen von dem Versteck zu erzählen. Das schwor das Mädchen, nahm einen Korb und ging in die Stadt. Fleisch, Wein und Erbsen waren bald besorgt. So ging Hanna wieder zurück – vorbei an der Wache am Stadttor.
Mit Menschen durfte das Mädchen nicht reden, das hatte es geschworen. So sprach es leise zum Schlagbaum am Tor: „Lieber Schlagbaum. Räuber Vieting hält mich gefangen. Befreie mich. Und folge den Erbsen!“ Wie von Hanna erhofft, hatte ein Soldat das gehört. Er rief gleich andere Stadtsoldaten hinzu und sie folgten heimlich den Erbsen, die Hanna fallengelassen hatte.
So fanden die Soldaten das Versteck der Räuber. Die ganze Bande wurde ins Gefängnis gesteckt. Hanna aber konnte zu ihren Eltern zurück. Alle waren froh, dass es keine Räuber mehr bei Parchim gab. Da gab es reichlich Geschenke als Dankeschön und Hanna konnte ein gutes Leben führen.
Auf dem Sonnenberg wurde in einer Vertiefung eine Räuberhütte nachgebaut. Wer mutig ist, kann sich dort hineinbegeben. Aber aufgepasst: Tretet nicht auf eine Schnur! Man weiß ja nie.
Autor: Dr. Hartmut Schmied

Räuber von Vieting - Plattdeutsch

Räuber von Vieting
Parchim

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