Der Galgenberg bei Fährdorf
In alten Zeiten gab es im Winter oft klirrende Kälte, Schneeverwehungen und Sturmfluten. So kam es, dass die Holzpfähle der Fährdorfer Brücke bei starkem Frost hochfroren und bei Tauwetter von den Frühjahrsstürmen weggespült wurden. Viele Wochen erreichte man das Festland nur mit dem Boot.
Ein Mann aus Fährdorf hat sich dann immer angeboten, Leute über das Wasser zu setzen, wenn wieder einmal die Brücke zerstört war. Doch wer seine Hilfe in Anspruch nahm, wurde danach nie wieder gesehen. Einmal war sogar eine schwangere Frau danach spurlos verschwunden. Bis der Mann eines Tages drei Mädchen mit einem Mal übersetzte. Nachdem er das erste Mädchen getötet hatte, fingen die anderen beiden ganz laut an zu schreien und zu beten. Das Beten konnte der Mann aber nicht ertragen. Er schlug mit dem Ruder immer wieder auf die Finger der betenden Mädchen, bis er sie weich geschlagen hatte und die Kräfte ihn verließen. Da packten ihn die Mädchen trotz ihrer fürchterlich zugerichteten Finger, hielten ihn fest und schrien aus Leibeskräften. Leute aus Fährdorf hatten die Schreie gehört und eilten zur Hilfe.
Der Mann, als Mörder auf frischer Tat ertappt, gestand nun all seine Missetaten und wurde zum Tode durch das Rädern verurteilt. Dies geschah auf dem Galgenberg bei Fährdorf direkt an der Straße. Sie fingen zuerst bei den Füßen an. Da hat er so sehr geschrien, dass sie oben anfingen. So ist er von einer Seite zur anderen Seite des Berges gerädert worden.
Man erzählt, dass er sich selbst nach seinem Tod weiter gerädert hat. Deshalb ist der Berg immer kleiner geworden.
Quelle: Sagen von der Insel Poel, Herausgeber: Förderverein des Heimatmuseums Insel Poel