Vom Stiepelser Urahn

Der Dreißigjährige Krieg hat auch den Bewohnern an der Elbe schweres Leid gebracht. So tobte in Stiepelse in diesem Krieg eine gewaltige Feuersbrunst. Unerbittlich fraßen die Flammen sich von einem Haus zum nächsten durch das ganze Dorf. Und damit nicht genug. Als wollte Gott den armen Menschen noch eine weitere schwere Prüfung auferlegen, wütete auch eine schwere Seuche unter den Menschen, die noch in den Ruinen des Dorfes ihr Leben fristeten. Und so raffte diese einen Bürger nach dem nächsten unerbittlich dahin. Von der gesamten Einwohnerschaft des Dorfes blieb schließlich nur ein einziger Knabe übrig, der in den Ruinen des Dorfes Obdach nahm. Er fand Nahrung in den Früchten der Felder und den Fischen der Elbe. Eines Tages geschah es, dass schwedische Reiter das verwüstete Dorf besuchten und den Knaben entdeckten. Er entfloh in wilder Hatz, doch die Krieger jagten ihm nach. Schließlich verfing sich der junge Bursche mit seinen über die Zeit langgewachsenen Haaren in einer Hecke. Damit schien sein Schicksal besiegelt. Einer der Reiter holte mit seinem Säbel aus, um dem Flüchtling den Kopf zu spalten. Doch durchschnitt er stattdessen das Haar des Knaben, so dass dieser erneut entwischen konnte. Es gelang ihm, sich vor den Kriegern zu verstecken, so dass diese schließlich von ihm abließen und unverrichteter Dinge von dannen zogen. Der Jüngling wiederum kehrte wohlbehalten nach Stiepelse zurück. Er wuchs zu einem kräftigen und ansehnlichen jungen Mann heran, fand eine passende Gattin und wurde so zum Urahnen der späteren Dorfbewohner.

Autor: Holger Hogelücht

Vom Stiepelser Urahn - Plattdeutsch

Vom Stiepelser Urahn
Stiepelse

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