Spinnerin in der Sonne und der Mann im Mond

Für ganz besonders sündlich hielten es früher die Leute, am Sonnabend-Abend zu spinnen, weshalb denn auch jetzt noch – mit gewiss nur wenigen Ausnahmen – alle Spinnräder an diesem Abend ruhen. Eine gottlose Frau, die einst einen ganzen Winter hindurch gegen diesen alten frommen Brauch handelte und ruhig an den Sonnabend-Abenden fortspann, wurde zur Strafe für dieses Verbrechen in die Sonne versetzt, wo sie nun Tag und Nacht bis in alle Ewigkeit spinnen muss. Wenn die Frauen und Mädchen zurück vom Osterwasserholen kommen, dann können sie die Gottlose ganz deutlich in der aufgehenden Sonne sitzen und spinnen sehen. Ein Mann, der mehrmals so gottlos gewesen war, am Sonnabend noch spät in den Wald zu gehen und Holz zu holen, wurde zur Strafe hierfür mit einem Bündel Reisig in den Mond verbannt, wo man ihn auch jetzt noch deutlich sehen kann.

Quelle: Karl Bartsch, Sagen, Märchen und Gebräuche aus Mecklenburg, Erster Band

Spinnerin in der Sonne und der Mann im Mond - Plattdeutsch

Spinnerin in der Sonne und der Mann im Mond
Rehna

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