Die Geschichte vom Trommler von Gadebusch

In dem großen Krieg, der lang war wie ein Menschenleben fast, machte ein Feldherr auch in Gadebusch Quartier. Er war fremd im Mecklenburger Land und hatte trotz seiner Macht große Angst vor Feinden. Er wohnte auf der Burg, die damals schon ein prächtiges Schloss war und eng mit der Stadt verbunden. Er hatte gehört, dass es einen geheimen Gang gab von der Kirche der Stadt hinauf in die Burg und er wollte ihn kennen und ausbauen lassen. Man fand auch eine Stelle, die ein Eingang hätte sein können, aber niemand wollte in den halb verfallenen Gang hinein. Freiwillig nicht. Da hatte der Feldherr einen Trommler, der hatte im Dienst eine Unachtsamkeit begangen und wartete auf seine Strafe. Er war dem Feldherrn tief ergeben und bat, den Gang ausforschen zu dürfen, dafür sollte ihm seine Strafe erlassen werden. Der Feldherr stimmte zu. Der Trommler ging in den Gang hinein, und damit die, die draußen blieben, den Verlauf des Ganges und den Verbleib des Jungen genau vermerken konnten, trommelte er ohne Unterlass. Sicher übertönte er damit auch seine Angst. Man hörte sein Schlagen lange Zeit und vermeinte es noch Stunden später zu hören. Man wartete Stunden und Tage auf seine Rückkehr, aber er kam nicht wieder aus dem feuchten Verließ zurück. Seine Kameraden horchten, und es horchten die Bürger der Stadt, denn es dauerte sie das Schicksal des Knaben. Noch heute, wenn die Leute nachts heimkommen und durch die stillen Straßen gehen, hören sie, wenn sie angestrengt horchen, das Trommeln. Aber es ist vielleicht auch nur das Trommeln ihres Herzens."

E.H.H. Schmidt

Die Geschichte vom Trommler von Gadebusch - Plattdeutsch

Die Geschichte vom Trommler von Gadebusch
Gadebusch

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