Lindi – Die Lindenfrau

Wohl mehr als tausend Jahre ist es her, da lebte in einem kleinen Dorf in der Jabelheide ein junges Mädchen. Sein Name war Lindi.
In das Dorf führte nur ein Weg hinein und in einem Bogen wieder heraus – so etwas nennt man einen Rundling.
Das Mädchen wohnte noch bei seinen Eltern, half das Vieh zu hüten, den Acker zu bestellen und beim Ernten.
Besonders gefielen Lindi Blumen und Pflanzen. Diese sammelte sie und trocknete viele davon, um daraus Tee und Medizin zu bereiten.
Eines Tages fand sie beim Hüten des Viehs eine neue Pflanze, die ihr besonders gefiel, denn sie hatte fast herzförmige Blätter. Sie grub etliche dieser Pflanzen aus und trug sie in ihrer zusammengerafften Schürze nach Hause. Dort pflanzte sie die Pflänzchen um das Haus ihrer Eltern. Sie gab den Pflanzen Wasser und riss das um sie wachsende Unkraut aus, so dass die Pflänzchen gediehen und immer größer wurden.
Im Laufe der Jahre war Lindi eine erwachsene Frau und Mutter vieler Kinder geworden. Aus den kleinen Pflanzen jedoch waren stolze junge Bäume herangewachsen. Die Kronen dieser Bäume spendeten im Sommer Schatten, ihre Blüten lockten viele Bienen, und der Honig daraus schmeckte vorzüglich. Aus den Blüten ließ sich ein Tee machen, der half das Fieber zu senken.
Auch alle anderen Dorfbewohner hatten inzwischen Gefallen an den hübschen Bäumen gefunden und pflanzten noch viele weitere dazu.
Lindi wurde sehr, sehr alt und nach ihrem Tod sagten die Leute: Das ist der Baum den Lindi uns gebracht hat – also der Lindenbaum.
Und unser Dorf wurde der Lindenort – heute die Lindenstadt Lübtheen, in der daselbst und in ihren Ortsteilen nun etwa viertausend Lindenbäume wachsen.
Autorin: Marlis Bünsch

Lindi – Die Lindenfrau - Plattdeutsch

Lindi – Die Lindenfrau
Lübtheen

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